Statussymbole – Zeichen des selbsterschaffenen goldenen Käfigs

Die typischen Statussymbole kennen die meisten: „Familie, Haus, Auto, Urlaub“. Wer das vorweisen kann, zeigt schon, dass er es geschafft hat und es zu etwas gebracht hat. Menschen zeigen gerne, was sie besitzen. Grundsätzlich gibt es nichts dagegen zu sagen, wenn das Problem des Wettbewerbs untereinander nicht so im Vordergrund stünde, wo es nur darum geht, zu zeigen, wer mehr Status und Einfluss hat. Wer zum Beispiel einen Sportwagen fährt, weil er schnelle Autos mag oder einfach gute Qualität möchte, dem sei dies gegönnt, solange er diesen Wagen nicht dazu braucht, sich persönlich aufzuwerten.

Jetzt mögen einige sagen, dass sie über diesen Statussymbolen stehen und sie nicht brauchen. Das ist im Grunde genommen ehrwürdig. Doch auch ein Darüberstehen kann ein Status werden – wenn auch immateriell. Denn Symbole (egal ob materiell oder immateriell) werden zum Statussymbol, wenn sie zur Anregung der eigenen Anerkennung benötigt werden. Es ist also der Umgang mit den Symbolen.

Der Unterschied zwischen materiellen und immateriellen Statussymbolen liegt darin, dass materielle Güter sich nur diejenigen leisten können, die genug Geld haben – egal ob eigenes oder geliehenes. Immaterielle Symbole kann sich jeder leisten, es braucht kein Geld dazu. So ist es nicht verwunderlich, wenn der immaterielle Status mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. So mag der eine sagen, «ein Auto, Haus,… brauche ich nicht», «ich kann das auch ohne … aushalten», «ich bin anders als die anderen», «ich kenne mich da aus», «mein toller Partner», «ich kenne da ein paar Leute, die …», etc. Das sind Beispiele, die einen Status verleihen, wenn wir uns deswegen bestätigt fühlen. Bei der Generation Y kommt noch das neue Statussymbol «Selbstbestimmung» dazu. Statt an der Karriere zu arbeiten, sind sie lieber Herr über ihre Zeit.

Wozu ist der Status überhaupt gut und brauchen wir ihn?

In der Soziologie bezieht sich der Begriff «Status» darauf, wie eine Person in die Hierarchie der Gesellschaft integriert wird. Erworbene oder auch verliehene Statussymbole (Orden, Ehrungen und Doktortitel), zeigen, wie gut jemand in der Gesellschaft aufgenommen ist (in der Soziologie: «verortet» ist). Statussymbole schaffen eine Machthierarchie von oben nach unten (Lauster, S. 9) und dienen der Autorität. Statussymbole sind ausserdem so wichtig, weil Menschen nach Bestätigung suchen – ein menschliches Grundbedürfnis.

Dabei übersehen die meisten, dass diese Bestätigung von aussen kommt und sie somit manipulierbar sind und sich davon abhängig machen. Besonders im Beruf ist der Status wichtig und kann gerade auch in der Führung als Machtmittel eingesetzt werden: Jobtitel, Gehalt, der eigene Parkplatz, der Firmenwagen, etc. sind typische Statussymbole. Gerade Führungskräfte bemerken es meist unbewusst schnell: Wenn sie keine Manager mehr sind oder in der Hierarchie absteigen, gehen in der Regel auch ihr Status und ihr Einkommen verloren oder zumindest der Einfluss der Statussymbole der Führungskraft wird weniger (Ayberk, 2017, S. 136). Es entsteht eine Statusangst vor Verlust oder Einbussen des Ansehens und Respekts. Sie sitzen im Prinzip im selbsterschaffenen goldenen Käfig.

Was können wir tun?

Sich der Wirkung von Statussymbolen bewusst werden ist die Lösung. Sie gänzlich abzulegen wird ein schwieriges Unterfangen. Auch der bekannte Trainer und Speaker Boris Grundl plädiert dafür, sich dessen bewusst zu werden und zu erkennen, wann wir von aussen Bestätigung brauchen. Vielleicht schauen wir besser mal nach innen und überlegen uns, wozu uns diese Symbole im eigentlichen dienen können. Dies zu wissen, kann schon befreiend sein.

Fazit

Noch sind wir von Statussymbolen geprägt. Die Statussymbole werden sich zwar ändern und dennoch behalten sie eines: Menschen halten an ihnen fest. Niemand gibt sie gerne her. Sie schaffen Ansehen. Und wer will schon Annehmlichkeiten wieder hergeben, die sich hieraus ergeben? Vielleicht ändert sich dies auch in die Richtung, dass Status nur noch zeitlich befristet vergeben wird, z.B. berufliche Privilegien oder besondere Aufgaben für bestimmte Mitarbeiter (Ayberk, 2017, S. 137-138).

Wenn wir uns jedoch damit auseinandersetzen, besteht weniger Gefahr, sich darin zu verlieren und von ihnen abhängig zu werden. Denn Statussymbole sind im Prinzip von uns erdacht, denn Symbole haben ja keinen Wert; wir geben ihn. Und solange wir alle mitmachen, funktionieren sie auch.

Ganz ohne Status werden wir es wohl nie schaffen, solange wir soziale Wesen sind. Denn Statussymbole zeigen, wer wir sind. Ohne Status müssten wir uns selbst so annehmen, wie wir einfach sind. Wir wären frei und hätten den allerhöchsten Status erreicht. 😉

Wie Vera F. Birkenbihl sagte: «Ein Mensch, der sich hauptsächlich um die Befriedigung seiner Statusbedürfnisse kümmern muss, hat noch nicht … genügend Kraft …, sich selbst zu verwirklichen. Er verwirklicht lediglich seine äußere Schale, gewissermaßen seine Verpackung.»

Wieviele Statussymbole brauchst du?

Weitere Literatur und Quellen:

Ayberk, Eva-Maria, et al. (2017): Weil Führung sich ändern muss, DOI 10.1007/978-3-658-15258-1_3, Springer Fachmedien, Wiesbaden

Baumann-Habersack, Frank H. : Auch Führungskräfte verändern sich nicht alleinhttps://www.springerprofessional.de/personalentwicklung/organisationsentwicklung/auch-fuehrungskraefte-veraendern-sich-nicht-allein/16077882 (letzter Zugriff: 20.06.2019)

Bund, Kerstin: Selbstbestimmung als Statussymbol: https://www.goethe.de/de/kul/ges/20439840.html (letzter Zugriff: 20.06.2019)

Grundl, Boris: Die Macht des Status https://www.borisgrundl.de/uploads/tx_gladownloads/2017_Boris_Grundl_F_E_Manager_09_Die-Macht-des-Status.pdf (letzter Zugriff: 20.06.2019)

Knigge: Zwischen Show und Understatement: Statussymbole http://www.stil.de/knigge-thema-der-woche/details/artikel/zwischen-show-und-understatement-statussymbole-2012.html (letzter Zugriff: 20.06.2019)

Lauster, Peter (1977): Statussymbole. Wie jeder jeden beeindrucken will, dtv, München.