Wer bist Du? Welche Rolle spielst Du?

Wer bist Du? Das weisst Du ja. Vielleicht bist Du ein Millionär oder Vorstandsmitglied, Geschäftsführer, Ingenieur, Arzt, Sachbearbeiter, Kellner, Schichtarbeiter, Sozialhilfeempfänger , …

Du siehst schon, diese Reihenfolge ist eine Wertung. Wahrscheinlich denkst Du, dass die erst genannte Rolle den höchsten Wert hat. In unserem Wertesystem der westlichen Zivilisation ist das tatsächlich so. Die Frage ist: Macht uns das glücklich, mehr wert zu sein als andere?

Was wäre denn, wenn Du alles an der Oberfläche sichtbare (Rollen, Titel, Dein Status, Macht, Auto, …) weglässt? Was würde übrig bleiben? Wer wärst Du dann in Wahrheit?

Bereitet Dir diese Vorstellung Unbehagen oder sogar Angst? Du möchtest es lieber ausblenden? Dann solltest Du weiterlesen! Denn solange es Dir gut geht, mag Dein System funktionieren. Was wird jedoch sein, wenn sich Dein Leben unplanmässig verändert

Menschen bewerten sich über ihre Rollen – Männer mehr als Frauen.

Die Antwort ist einfach: Ein Mensch, der die auferlegte Person beiseite gelegt hat.

Eine Person ist also ein Mensch, der sich mit Rollen identifiziert und somit auf andere wirkt. Wir empfinden dies als Wirklichkeit. Person bzw. Persönlichkeit stammt vom Wort Persona. Persona ist altgriechisch und heisst Maske. Die griechischen Schauspieler trugen Masken, damit man sie als Schauspieler wahrnahm.

Genauso ist es heute. Männer tragen ihre Persönlichkeitsmaske, damit sie von ihrem Umfeld als solche wahrgenommen werden. Nur leider vergessen sie, dass sie nur eine Maske tragen und lassen es nicht zu, dass andere das bemerken. Sie leben hinter einer Fassade.

Die Fähigkeiten und Möglichkeiten, die einem Mann heute Aufstieg und Ansehen versprechen, sind alles in allem eine sehr gefährliche Lebensweise. Die Karriereleiter kann in die Abhängigkeit führen. Es ist die Abhängigkeit, diese Rolle bis zuletzt ausüben zu wollen und glauben auch zu müssen. Den meisten Männern gelingt das nur eine gewisse Zeit lang. Bei der ersten grossen Krise, Midlifecrisis, Scheidung, Burnout, Verlust des Arbeitsplatzes oder spätestens bei der Pensionierung macht sich diese Abhängigkeit bei vielen Männern bemerkbar.

Abhängigkeit ist immer negativ. Fällt der Stoff „Ansehen, Macht, …“ weg, fällt auch die selbstauferlegte Identität weg. Viele Männer ignorieren diese Entzugserscheinungen und greifen zu Alkohol oder anderer Drogen, um diesen Zustand auszublenden. Andere werden krank oder suchen den Freitod. Wusstest Du, dass 3/4 der Alkoholiker und Selbstmörder Männer sind? Es sind Männer, die sich zerstören und damit auch ihr Umfeld mitziehen – wenn nicht sogar die ganze Welt.

Inzwischen gibt es doch einige Männer, die sich mit Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetzen. Doch hier verbirgt sich eine Falle. Das Wort Persönlichkeitsentwicklung sagt es schon: Die Persönlichkeit soll entwickelt werden, wie früher ein Fotofilm entwickelt werden musste, um ein Foto zu werden. Genauso versuchen viele Männer, sich so hinzu entwickeln, damit sie fertig – perfekt – werden.

Was kannst Du tun?

Befasse Dich mit Deinen Rollen – mit Deiner Person. Entdecke das Selbst, den Gegenpol zur Person. Erkenne den Menschen, den Mann, der sich hinter dieser Person verbirgt. Erkenne, dass ein Mensch immer Mensch bleibt und sich Rollen und Persönlichkeit ändern.

Richtig gemacht ist die Persönlichkeitsentwicklung, also dieses Entwickeln der Persönlichkeit, nichts anderes als das Auswickeln des Menschen bzw. des Mannes in Dir – die Befreiung dieser Maske oder Fassade. Diese Entwicklung bietet Dir Erfahrungsräume, in denen Du Dich mit den traditionellen Männer-Rollen auseinandersetzt und neue Wege findest.

Du wirst Dich in Deine Arbeit vertiefen können, weil sie für Dich interessant, erfüllend und sinnvoll ist. Sie wird besonders wertvoll, weil Du nicht in diese Abhängigkeit abrutschst. Du bleibst flexibel und kannst Dich bei Bedarf oder Erfordernis in neue Aufgaben oder Situationen einstellen, ohne daran zu zerbrechen. Du wirst in Krisenzeiten lernen und wachsen. Deine Beziehungen zu anderen Menschen werden besser, weil sie Dich als Menschen mögen und nicht, weil Du als Person wirkst. Deine Beziehungen werden erfüllender, weil Du Dich selbst als Mensch kennenlernst und Du somit auch andere Menschen anziehst, die das auch möchten. Deine Frau, Freundin, Lebenspartnerin wird Dich lieben, weil Du immer der Mensch bleibst, den sie kennengelernt hat.

Wie auch Tepperwein einmal sagte: „Du wirst ein Segen für jeden, der das Glück hat, Dir zu begegnen.“ (Tepperwein).

Zum Schluss: Es spricht nichts dagegen, schöne Anzüge zu tragen, teuere Autos zu fahren, etc. solange nicht vergessen wird, wer wir tatsächlich sind und solche Dinge vergänglich sind. Sie dienen ausschliesslich der Ausprägung unserer Rolle, die wir spielen. Sie sind nur unsere Masken. Masken machen nicht glücklich, denn sie schreien immer mehr nach noch grösserem, besserem.

Wer bist Du?